Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung online v. 30.09.2012

In der Rettungsleitstelle der Region Hannover wächst der Unmut über die Arbeitsbedingungen. Beschäftigte klagen über eine hohe Arbeitsbelastung und viele Krankheitsfälle. Nach einer internen Statistik, so heißt es, seien 60 Prozent der Schichten in der Notrufzentrale unterbesetzt

Hannover. Die Rettungsleitstelle ist für alle Rettungs- und Feuerwehreinsätze in der Landeshauptstadt und im Umland zuständig. Hier gehen sämtliche Notrufe ein, und von hier aus werden alle Notfalleinsätze koordiniert - pro Jahr sind es rund 220.000. Die Zentrale ist im Jahr 2005 aus der Fusion der beiden ehemaligen Rettungsleitstellen für die Landeshauptstadt und für das Umland entstanden.

„Alles läuft professionell ab“, sagt ein Mitarbeiter. Aber der Druck sei enorm. Zur Unterbesetzung komme es unter anderem durch den hohen Krankenstand. In der Regionsleitstelle, die in der Feuerwehrwache 1 in der Calenberger Neustadt untergebracht ist, gibt es rund 70 Stellen, die zur einen Hälfte von der städtischen Berufsfeuerwehr, zur anderen Hälfte von der Region besetzt sind. In manchen Schichten gehe alle 19 Sekunden ein Anruf ein, der größte Teil davon Notrufe, sagt der Mitarbeiter. „Ich muss dann innerhalb von Sekunden entscheiden, was das für ein Einsatz wird, ob es zum Beispiel reicht, einen Rettungswagen zu schicken, oder ob auch der Notarzt alarmiert werden muss.“ Immer häufiger komme es vor, dass die Beschäftigten in der Notrufzentrale dem Druck nicht gewachsen seien und wochen- oder monatelang krank würden. Darunter seien auch Mitarbeiter, die unter Burn-out litten. Zudem komme es vor, dass Regionsmitarbeiter zur Feuerwehr wechselten, weil sie als Beamte mehr verdienen und besser abgesichert sind. Die Region besetze aber frei werdende Stellen nicht sofort wieder, heißt es aus den Reihen der Mitarbeiter. Das führe dann zu zusätzlichen Lücken in den Dienstplänen.

Die Beschäftigten der Leitstelle haben außerdem kein Verständnis dafür, dass die Region versucht hat, die Standards für ihre Mitarbeiter herunterschrauben. Bisher müssen alle Beschäftigten der Notrufzentrale eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann und zum Rettungssanitäter haben. Geht es nach dem Willen der Region, dann soll neben der Sanitäterausbildung ein Kursus zum Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr als Qualifikation für die Arbeit in der Notrufzentrale ausreichen.

„Der Betrieb der Leitstelle ist sichergestellt“, sagt der Chef der hannoverschen Berufsfeuerwehr, Claus Lange. In der Leitstelle würden die Bürger der ganzen Region jederzeit kompetent und hochprofessionell bedient, betont er. Zu den Klagen der Mitarbeiter will Lange keine Stellung beziehen. „Das sind Spekulationen, dazu äußere ich mich nicht“, sagt der Feuerwehrchef.

Die Region bestätigt zumindest, dass es Unmut wegen der ungleichen Bezahlung von Regionsmitarbeitern und Berufsfeuerwehrleuten gibt. „Die Region ist aber rechtlich daran gehindert, die Bezahlung anzupassen“, sagt Sprecherin Christina Kreutz. Die Regionsverwaltung und die Stadt Hannover arbeiteten derzeit an einer gemeinsamen Lösung.