Die Ortsfeuerwehr Osterode im Dauereinsatz

Seit Sonntag, 26. Mai mit Beginn der wetterbedingten Hochwasserlage befindet sich die Ortsfeuerwehr Osterode nahezu im Dauereinsatz. Als gegen 17:30 Uhr die Funkalarmempfänger der Kameraden piepsten, war den meisten klar, dass sich, wie schon in vergangenen Zeiten erlebt, ein erhöhtes Einsatzgeschehen einstellen wird. Bei derartigen Situationen häufen sich die Hilferufe aus der Bevölkerung.

Einerseits treffen Notrufe ein, wobei es sich meist um vollgelaufene Keller handelt, andererseits spielt sich unabhängig davon ein gewisser Automatismus ab: Wehre, Überläufe, Abläufe und andere Schwerpunkte, die aus der Vergangenheit bekannt sind und das Verhalten der Wassermassen maßgeblich beeinflussen, werden angefahren und kontrolliert. Aber auch Örtlichkeiten, bei denen in ähnlichen Situationen bereits große Schäden eingetreten sind, werden vorsichtshalber angefahren. So z.B. im Bereich des „Aloha“-Schwimmbades oder des Apenke-Zentrums.

Da neben der Ortsfeuerwehr Osterode auch die Lasfelder Kameraden alarmiert sind und diese Sandsäcke benötigen, muss das zentrale Sandsacklager im städtischen Bauhof angefahren werden. Der Schlüssel für dieses Lager befindet sich auf dem ELW (Einsatzleitwagen) der Kernstadtwehr und dieser muss sich nun unverzüglich dorthin begeben.

Wegen der immer mehr eingehenden Notrufe in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle (FEL) des Landkreises Osterode am Harz in Katzenstein wird die hausinterne Leitzentrale im Feuerwehrhaus Osterode in Betrieb genommen und durch zwei Kameraden besetzt. Die eingehenden Notrufe innerhalb der Kernstadt werden von nun an vom Disponenten der FEL direkt ins Feuerwehrhaus Osterode weitergeleitet und hier entgegengenommen, disponiert und dokumentiert. Dies stellt eine Entlastung des FEL-Personals dar. In den kommenden Stunden werden von dieser Leitzentrale im Feuerwehrhaus mehr als 60 Einsätze koordiniert.

Als schließlich der Stadtbrandmeister der Stadt Osterode am Harz im Feuerwehrhaus Osterode eintrifft, wird von ihm die Alarmierung weiterer Feuerwehren der Stadt Osterode angeordnet. Schwerpunkt der Einsätze liegt derzeit im Bereich der Kernstadt und Lasfelde. Doch ist es nicht damit getan, einfach alle noch nicht im Einsatz befindlichen Feuerwehren anzufordern und ins betroffene Gebiet zu entsenden. Es müssen auch die anderen Stadtteile geschützt werden. Reserven verbleiben somit z.B. in Riefensbeek oder Dorste, um bei Bedarf dort tätig werden zu können. Trotzdem sind derzeit alle verfügbaren Fahrzeuge nebst Mannschaft im Einsatz, allerdings reichen diese bei den immer mehr werdenden Einsatzstellen nicht aus. Um noch einmal auf die Dringlichkeit hinzuweisen, wird nun Vollalarm, also Sirenenalarm sowie Auslösung sämtlicher Funkalarmempfänger, für die Kernstadt gegeben. Bei der ersten Alarmierung handelte es sich lediglich um die sog. „Hilfeleistungsschleife“, die jedoch nur die Kameraden besitzen, die auch in der technischen Hilfeleistung ausgebildet sind. Durch diesen Vollalarm können nun alle Kameraden erreicht werden, auch die, die über keinen Funkalarmempfänger verfügen.

Als sich die Lage weiter zuspitzt und weitaus mehr Notrufe eingehen, als in Kürze abgearbeitet werden können, müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Führungskräfte der Feuerwehr fahren mit zwei Fahrzeugen die eingehenden Einsatzstellen an und sichten diese. Sie entscheiden nun, mit welcher Priorität die einzelnen Einsätze abgearbeitet werden. Hierbei hat zunächst Menschen- und Tierleben Vorrang. Da dieses in den entsprechenden Lagen nicht gefährdet ist, bilden mögliche Schäden für Sachwerte die nächste Entscheidungsgrundlage. Dabei ist sicherlich gut nachvollziehen, dass eine drohende Überflutung einer kompletten im Erdgeschoss liegenden Wohnung Vorrang hat vor einem bereits vollgelaufenen Keller. Eine nicht immer leichte, aber notwendige Aufgabe der Entscheidungsträger der Feuerwehr gegenüber Haus- und Grundstücksbesitzern, hier lediglich eine Absage erteilen oder auf unbestimmte Zeit vertrösten zu müssen. In den kommenden 2 Tagen werden auf diese Weise mehrere Anrufer vertröstet und nur die notwendigsten Fälle abgearbeitet. In vielen Bereichen, in denen ein Anstieg des Grundwasserspiegels und somit dauernd nachfließendes Wasser aus dem Mauerwerk zu erkennen sind, zeigen auch Pumpversuche mit Tauchpumpen keinen Erfolg. Die Aktionen werden dort dann vorerst abgebrochen.

Neben den eingehenden Meldungen wegen vollgelaufenen Kellern, überfluteten Straßen und umgestürzten Bäumen laufen langsam auch Anfragen der eigenen Einsatzkräfte in der Leitzentrale im Feuerwehrhaus Osterode auf: Die eingelagerten Sandsäcke sind aufgebraucht, neue müssen gefüllt werden. Das dazu notwendige Material muss organisiert werden. An einem anderen Ort wird eine stärkere Pumpe benötigt, während eine weitere Pumpe an anderer Stelle ausfällt. An anderer Stelle wird ein Bagger benötigt. Auch der Energieversorger ist an einigen Stellen notwendig, da von bedrohten Elektroverteilungen eine eventuelle Gefahr ausgehen könnte. Da von einer längeren Einsatzzeit bis in die Nacht auszugehen ist, muss Verpflegung organisiert werden. Erste Kräfte kommen durchnässt zurück ins Feuerwehrhaus, warme Getränke werden vorbereitet. Nachrückende Feuerwehren melden sich über Funk und erwarten einen genauen Einsatzbefehl. Eine genaue Übersicht sämtlicher Einsatzstellen, deren Priorität sowie der eingesetzten Mannschaft und Geräte sind Grundlage für eine optimale Arbeit in derartigen Situationen. Erst jetzt zeigt sich, wie wichtig größere, gemeinsame Übungen mit anderen Feuerwehren und Hilfsorganisationen als einsatzvorbereitende Maßnahmen sind.

Gegen 20:00 Uhr kommt ein Hilferuf aus Lasfelde: Eine Begrenzungsmauer ist gebrochen, die Bremke ist über die Ufer getreten und bedroht ein ortsansässiges Unternehmen sowie das dortige Klärwerk. Es geht um Sachwerte im Millionenbereich, um die Existenz einer ganzen Firma und die dortigen Arbeitsplätze. Auch ein Ausfall des Klärwerks hätte fatale Folgen für die Stadt Osterode. Ganz in der Nähe befindet sich auch eine 20 kV-Station des hiesigen Energieversorgers. Ein Ausfall könnte sich auf den gesamten Stadtteil auswirken, so dass auch die privaten Stromversorgungen der Bevölkerung ausfallen könnten. Kein Endverbraucher im betroffenen Gebiet könnte mehr eine Tauchpumpe betreiben. Somit werden diese 3 Einsatzstellen ab jetzt mit oberster Priorität behandelt. Der ELW der Ortsfeuerwehr Osterode, der bisher die einzelnen Einsatzstellen im Kernstadtgebiet begutachtet hat, wird zur sofortigen Übernahme der Einsatzleitung im betroffenen Industriebetrieb entsendet. Da dort bereits mehrere Ortsfeuerwehren im Einsatz sind, müssen diese entsprechend koordiniert werden. So begibt sich der ELW mit Alarm dorthin, nimmt seine Arbeit auf und unterstützt den dortigen Einsatzleiter mit entsprechender Technik und Personal. Auch zwei Löschgruppenfahrzeuge der Ortsfeuerwehr Osterode werden dorthin entsendet. Diese fehlen allerdings ab jetzt im eigenen Ausrückbereich der Kernstadtwehr.

Einsatz an der Bremke 26.05.2013

Auf Grund der Lage im gesamten Stadtgebiet wurde zur Einsatzkoordination bereits der ELW2 des Landkreises Osterode am Harz in Lasfelde auf einem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Stellung gebracht. Er ist nun direkter Ansprechpartner wenn es z.B. um Nachschub geht. Weitere Anforderungen an Personal und Material werden über diesen abgearbeitet. Für die einzelnen Einsatzleitungen, die FEL und die Kräfte der Leitzentrale im Feuerwehrhaus Osterode von nun an eine immense Entlastung.

Da die derzeitige Pumpenleistung im Industriebetrieb in Lasfelde nicht ausreicht und weiteres Personal benötigt wird, werden weitere Einheiten vom THW aus Osterode, Bad Lauterberg und Northeim angefordert, ebenso wie nahezu alle Ortsfeuerwehren der Stadt Osterode sowie die Ortsfeuerwehren Herzberg, Bad Lauterberg und Barbis. Ebenfalls am Einsatzort ist das DRK zum Eigenschutz der Einsatzkräfte. In der Nacht verletzen sich einige Kameraden, die behandelt werden müssen. Neben einem Schwächeanfall sind eine Hand- und eine Fußverletzung zu verzeichnen. Bis zum frühen Morgen kämpfen bis zu 250 Einsatzkräfte mit den Wassermassen im Industriegebiet in Lasfelde. Nahezu 20 Pumpen fördern über mehrere Stunden hinweg jede Minute ca. 20.000 Liter Wasser aus dem betroffenen Industriebetrieb. Eine zentrale Verpflegungsstelle wird im Feuerwehrhaus Lasfelde eingerichtet.

Die Ortsfeuerwehr Osterode, die mit 3 Fahrzeugen in Lasfelde eingebunden ist, fährt parallel dazu mit ihren restlichen Fahrzeugen weiterhin Einsatzstellen im Kernstadtgebiet an. Gegen 04:00 Uhr ist die Lage in Lasfelde entspannt, so dass auch die 3 Osterode Fahrzeuge von hier entlassen werden können. Auch die Liste der noch ausstehenden offenen Einsatzstellen in der Kernstadt ist allmählich abgearbeitet, neue Hilferufe treffen derzeit nicht ein. Doch aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus ist zu befürchten, dass zum Morgen hin erneut Notrufe eingehen werden, wenn die meisten der Bevölkerung aufstehen und ihr Haus und Eigenheim begutachten. Ist das jetzt die Ruhe vor dem Sturm? Also die Zeit nutzen, um sich ein wenig auszuruhen, die Beine hoch legen und Verpflegung sowie einen heißen Kaffee zu sich nehmen. Die Kameraden unterhalten sich über das Erlebte, einige nutzen die Zeit und versuchen im Sitzen ein Nickerchen zu machen. Doch auch die Geräte und Fahrzeuge müssen wieder einsatzbereit gemacht werden. Dann müssen noch die Arbeitgeber informiert werden, dass einige Kameraden heute nicht zur Arbeit kommen können. Vom Gesetzgeber her sind Arbeitnehmer zwar nach längerer Einsatzzeit freizustellen, die Kostenübernahme durch den Träger der Feuerwehren ist geklärt, trotzdem fürchtet der eine oder andere ein wenig Ärger, da sich leider nicht alle Arbeitgeber in derartigen Situationen einsichtig zeigen.

Wie befürchtet häufen sich zum Morgen hin und in den Vormittag hinein die Anrufe bei der Feuerwehr. Erneut müssen die Einsatzkräfte Einsatzstellen anfahren, allerdings beschränken sich diese auf vollgelaufene Keller, die ausgepumpt werden müssen. Die Wasserspiegel sinken, so dass nun auch die zuvor abgelehnten Anfragen erfolgreich abgearbeitet werden können. Da viele Kameraden bereits wieder zu Hause sind, muss erneut der Funkalarmempfänger ausgelöst werden, um alle Fahrzeuge besetzen zu können. Die Maßnahmen ziehen sich noch bis zum Nachmittag hin und gegen 16:00 Uhr stellt die Leitzentrale im Feuerwehrhaus Osterode ihre Arbeit ein. Die Fahrzeuge sind wieder einsatzbereit, die Mannschaft fährt nach Hause, die meisten legen sich nach einer Dusche erst einmal ins Bett zum Schlafen.

Doch die Ruhe hält nicht lange: Gegen 18:30 Uhr erneute Alarmierung wegen vollgelaufener Keller. Doch hier können wir nichts machen, das Objekt liegt in einem Gebiet mit erhöhtem Grundwasserspiegel, Wasser drückt an mehreren Stellen durch das Mauerwerk.

Keller auspumpen 27.05.2013

Gegen 19:00 Uhr zu Hause, piepst der Funkalarmempfänger eine halbe Stunde später erneut: Wassereinbruch in einer Spielothek in der Innenstadt. Dieser Einsatz verläuft bis um 22:30 Uhr. Die Kameraden, die zum Stammpersonal gehören, sind jetzt seit 29 Stunden nahezu ununterbrochen im Einsatz.

„Endlich Ruhe, und die Nacht durchschlafen.“, so die Hoffnung der Kameraden. Doch gegen 02:00 Uhr ist erneut Alarm. Allerdings beginnt wieder mehr oder weniger das Tagesgeschäft der Feuerwehr: „Hilflose Person hinter verschlossener Tür“, der Rettungsdienst kommt nicht zum Patienten, die Tür soll schnellst möglich geöffnet werden. Noch vor dem Ausrücken ist die Tür jedoch auf, der Einsatz nicht mehr erforderlich.

Wenigstens noch ein paar Stunden schlafen, bevor es heute wieder zur Arbeit geht. Doch um 06:16 Uhr löst der Funkalarmempfänger erneut aus: „Ausgelöste Brandmeldeanlage“ in einem Seniorenheim. Hoffentlich Fehlalarm, denn im Ernstfall stellt ein solches Objekt eine ernste Lage dar. Bei derartigen Einsätzen gehen einem die Bilder durch den Kopf, die die Kameraden in Northeim im letzten Jahr im dortigen Krankenhaus erlebt haben. Auch dort handelte es sich zu Beginn „nur“ um eine ausgelöste Brandmeldeanlage. Der gehoffte Fehlalarm im Seniorenheim bestätigt sich. Durch diesen Einsatz kommt es jedoch dazu, dass einige die Arbeit verlassen oder andere zu spät kommen.

Auf der Arbeitsstelle angekommen, ruft der Funkalarmempfänger gegen 8:00 Uhr erneut, weitere Keller müssen ausgepumpt werden. Nun wird auch begonnen, die verbliebenen Pumpen und Schläuche bei den Geschädigten wieder einzusammeln. Dieser Einsatz am Dienstag ist rund 40 Stunden nach Beginn am Sonntagnachmittag vorerst der letzte dieser Art. Gegen 10:30 ist alles abgearbeitet und es geht zurück zur regulären Arbeit.

Für den Rest des Tages und am Mittwoch laufen keine Einsätze auf, es scheint wieder ruhig zu sein. Am Mittwoch jedoch ist regulärer Übungsdienst der Ortsfeuerwehr Osterode, so dass für die Kameraden auch dieser Abend im Zeichen der Feuerwehr steht.

Am Donnerstag um 09:12 Uhr alarmiert die FEL die Ortsfeuerwehr Osterode erneut. Auf dem ehemaligen Gelände der Bundeswehr ist in einem Gebäude eine Rauchentwicklung zu erkennen. Es handelt sich dabei um das Heizkraftwerk, doch auch die zentrale Stromversorgung des gesamten Kasernengeländes ist in diesem Gebäude untergebracht. Die eintreffenden Kameraden löschen im Innenbereich ein Feuer, starke Rauchentwicklung und enorme Hitze erwarten die vordringenden Trupps. Das Feuer ist schnell unter Kontrolle, allerdings lässt sich das Gebäude nicht ohne weiteres rauchfrei machen. Zu viele offene Stellen lassen keine gezielte Entrauchung zu. Insgesamt werden 6 Kameraden unter Atemschutz eingesetzt, auch eine Wärmebildkamera kommt zum Einsatz.

Feuer Kaserne 30.05.2013

Nach Reinigung der Einsatzmittel und anschließendem Duschen geht es um 12:00 Uhr zurück auf die Arbeitsstelle. Doch gegen 13:30 Uhr erneuter Alarm: Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 243. Nach Aussage der Leitstelle ist die Strecke voll gesperrt, also entgegengesetzt der Fahrtrichtung auffahren. Eine Kollision zwischen PKW und LKW, dieser hat den PKW über eine längere Strecke vor sich her geschoben. Glücklicherweise niemand eingeklemmt, aber 2 Verletzte sind zu beklagen. Betriebsstoffe laufen aus. Diese werden mit Bindemittel ab gestreut, die Reinigung übernimmt eine Fachfirma.

VU B243 30.05.2013

Nach einer Stunde wieder zurück am Arbeitsplatz, erneuter Alarm um 15:00 Uhr. Diesmal wieder ausgelöste Brandmeldeanlage, wieder in einem Seniorenheim. Da eine Führungskraft der Feuerwehr in unmittelbarer Nähe ist, kann relativ schnell Entwarnung gegeben werden. Fehlalarm. Die Brandmeldeanlage muss lediglich zurückgesetzt werden, ein Fahrzeug genügt.

Für Freitag sind die nächsten Niederschläge vorausgesagt, daher wird eine erneute Häufung von Hochwassereinsätzen befürchtet. Doch bleibt trotz teilweisem Starkregen der Funkalarmempfänger stumm. Um 20:45 jedoch wird der Löschzug der Ortsfeuerwehr Osterode nach Lerbach alarmiert, die dortigen Kameraden haben einen Schornsteinbrand und benötigen vorrangig die Drehleiter. Der Schornstein wird von oben her gekehrt und kontrolliert, Trupps werden ins Gebäude geschickt und kontrollieren die Stockwerke. Nach 2 ½ Stunden gibt der angeforderte Schornsteinfeger Entwarnung, die Einsatzkräfte können in die Standorte zurück.

 

Noch während der Nachbereitung dieses Einsatzes und der Reinigung der Gerätschaften lösen die Funkalarmempfänger erneut aus. Der abendliche Starkregen zeigt Wirkung und ein Keller ist wiederum vollgelaufen und muss ausgepumpt werden.

Nach knapp einer Stunde wieder zurück im Feuerwehrhaus, funkt die FEL die Kameraden erneut an. Ein Anwohner hat einen Wassereinbruch zu beklagen und benötigt Sandsäcke zum Abdichten. Gegen 00:30 Uhr ist dieser Einsatz beendet und die Kameraden begeben sich nach Hause.

Insgesamt hatte die Ortsfeuerwehr Osterode in der Zeit vom 26. bis 31. Mai 70 Einsätze abzuarbeiten. Hervorzuheben ist, dass sämtliche Kameradinnen und Kameraden genau wie in allen anderen Feuerwehren des Landkreises Osterode auch ehrenamtlich tätig sind und ihren Dienst in der Freizeit versehen. Dabei kommt es auch vor, dass Kameraden im Einsatzfall wie geschildert die Arbeitsstelle verlassen, wenn der Arbeitgeber dies zulässt. Hier besteht eine gesetzliche Regelung, nach der Arbeitgeber dazu verpflichtet sind. Doch dürfen dem Arbeitgeber durch das Entfernen vom Arbeitsplatz natürlich kein Schaden oder zusätzliche Kosten entstehen. Gerade in Kleinbetrieben ist das aber oft problematisch, wobei der Arbeitsausfall vom Träger der Feuerwehr, also der Kommune, allerdings zu ersetzten ist. Da die Feuerwehr-Kameraden ihre Tätigkeit als Hobby betreiben, kommt auch sehr oft Spott von einigen Arbeitskollegen auf. Oftmals sehen sie die Freistellung für Einsätze nicht als Dienst gegenüber dem Nächsten, sondern als „Sonderurlauf für ihr Hobby“. Wenn man wie in der letzten Woche mehrmals am Tag den Arbeitsplatz verlässt, so ist das schon grenzwertig.

Weniger schön sind leider auch die Kommentare von Mitbürgern nach Einsatzfahrten, die sich über das Einschalten des Signalhornes beklagen. Da man zu Beginn eines Einsatzes meist nicht weiß, wie dringlich dieser tatsächlich ist und ob durch schnelleres Erreichen der Einsatzstelle Sach- oder sogar Menschengefährdung reduziert oder ausgeschlossen werden kann, wird der Einheitsführer im Zweifel die sichere Variante wählen und das Fahren unter Nutzung der Sonder- und Wegerechte anordnen. Der Gesetzgeber sieht allerdings vor, dass während der gesamten Nutzung dieser Rechte, also vom Ausrücken bis zur Ankunft an der Einsatzstelle, Blaulicht und Signalhorn einzuschalten sind. Blaulicht allein gewährt keine Vorfahrt. Doch trotz eingeschaltetem Signal gewähren andere Verkehrsteilnehmer nicht immer wie vorgeschrieben Vorfahrt.

Die Kameraden der Ortsfeuerwehr Osterode hoffen auf eine wieder ruhigere Zeit mit wenigen Einsätzen. Denn auch das Familienleben kommt in Zeiten wie die beschriebene Woche sehr kurz. Schließlich verbrachten viele der Kameraden mehr Zeit untereinander als mit Ihren Partnern, Kindern und anderen Familienangehörigen. Nicht nur, dass viel Zeit für die Allgemeinheit aufgebracht wird, gerade Familienväter müssen nach der Heimkehr von Einsätzen oftmals den Seelentröster spielen und ihre Kinder aufbauen, wenn eine geplante Wochenend- oder Nachmittags-Aktivität sprichwörtlich „ins Wasser gefallen ist“.